Wer einen Hund sucht, der Eleganz, Schönheit und Offenheit eint mit Intelligenz, Bewegungsfreude und Menschenliebe, wird in Begleitung eines Kurzhaarcollies seine Glückseligkeit finden.
Der Kurzhaarcollie (Smooth Collie) teilt seine Geschichte, ja sogar seine Genetik mit der bekannteren Langhaarvariante (Rough Collie), und genießt erst seit 15. September 2021 sein eigenes Rasseportrait bei der FCI. Er steht seinem langhaarigen Verwandten um nichts nach, präsentiert sich elegant, beweglich, freundlich, ohne dabei aufdringlich zu sein, und zeigt bei Ausbildung und Training seine Intelligenz. Er eignet sich hervorragend für sämtliche Hundesportaktivitäten, nicht jedoch für die Schutzhundetätigkeit, denn jegliches aggressive Verhalten seiner Umwelt gegenüber liegt dem Kurzhaarcollie fern.
Eine exakte Beschreibung der Rasse Kurzhaarcollie finden Sie daher im PDF auf der Website der FCI.
Einen etwas genaueren Einblick in die Rasseentwicklung finden Sie auf der Website des ÖCBH.
Eigene (unverblümte) Erfahrungen mit der Rasse Kurzhaarcollie in Anlehnung an die Rassebeschreibung:
Generell ist vorauszuschicken:
Wer einen Hund sucht, der nicht jagt, möge sich keinen Jagdhund anschaffen.
Wer einen Hund sucht, der nicht hütet und treibt, möge sich keinen Hüte- und Treibhund anschaffen.
Wer einen Hund sucht, der nicht wacht, möge sich keinen Wachhund anschaffen.
Herkunft des Kurzhaar Collies
Der Kurzhaarcollie ist ein ursprünglicher Hund aus den Gebieten Schottlands, wo er Haus und Hof diente und dabei viele Funktionen erfüllte. Deshalb auch sein zweiter Rassename: Schottischer Schäferhund. Er unterstützte beim Hüten und Treiben von Vieh und bewachte das Gut, ohne dabei aggressiv aufzutreten. Nicht nur in Österreich ist der Kurzhaarcollie weitgehend unbekannt und steht nach wie vor im Schatten seiner langhaarigen Verwandten. Aber vermutlich gerade deshalb blieb der Kurzhaarcollie von Zuchteingriffen bloß der Ästhetik wegen völlig verschont und auch sein Wesen ist nach wie vor ursprünglich.
Körperbau und das “Thema mit den Ohren”
Der Kurzhaarcollie zeigt einen hochbeinigen Körperbau, so ist unschwer erkennbar, dass er gerne läuft. Er ist kräftiger, stämmiger und auch größer als sein langhaariger Verwandter.
Beim deutschen Schäferhund bitte keine geknickten Ohren! Beim schottischen Schäferhund bitte keine stehenden Ohren! Der Rassestandard wünscht geknickte Ohren, und zwar nicht irgendwie geknickte Ohren, sondern es soll doch bitteschön das oberste Drittel knicken, konkret:
with approximately two-thirds of ear standing erect, top third tipping forward naturally, below horizontal .
St-FCI n° 296 / 15.09.2021 Homepage der FCI
Wenn man nun Bilder von Collies jeder Rasse im Internet recherchiert, findet man eine Vielzahl von Ohrenformen. Mag sein, dass die so beliebten Knickohren eine genetische Disposition haben, bewiesen ist das tatsächlich nicht. Deshalb wird häufig im Welpenalter – mittlerweile ohne den Welpen Schmerzen zu bereiten – nachgeholfen. Beliebt sind dabei Kaugummis, die ins Ohr geklebt werden und durch das Gewicht das Ohr knicken. Aber auch Kleber, Klebeband etc. erfüllen den Zweck, ohne dabei dem Hund zu schaden.
Innere Ruhe – oder doch nicht?
Kurzhaarcollies sind grundsätzlich ruhige und entspannte Hunde, die auch gewohnten Stress (z.B.: die eigenen Familienkinder) problemlos wegstecken. Es wäre jedoch unrichtig zu sagen, der Kurzhaarcollie bleibt in allen Situationen total entspannt. Kurzhaarcollies neigen dazu einerseits bei positiven Stresssituationen etwas hoch zu drehen und es bedarf dann etwas Zeit und Geduld, sie wieder zu beruhigen. Bei negativen Stresserfahrung kommt es vor, dass sie sich diese lange merken und konsequent-liebevolles Training nötig ist, um ihnen ihre (manchmal irrationale) Angst zu nehmen. Leiden Collies Stress, so schlägt sich das gerne auf die Verdauung.
Ihre Sensibilität erleichtert jedoch das Training und die Ausbildung. Sie sind aufmerksam, konzentriert und für viele Aufgaben zu begeistern. Deshalb eignen sich Kurzhaarcollies ebenso für die Tätigkeit als Therapiehunde wie für sportliche Aktivitäten. Hundeanfängern verzeihen sie Erziehungsfehler und haben selbst Freude daran, ihren Menschen glücklich zu machen.
Fellpflege
Kurzum: Notwendig Ja, aufwendig Nein. Aufgrund des kurzen Fells und der Tatsache, dass Kurzhaarcollies in der Regel Wasser meiden, ist die Fellpflege durchaus einfach. Kein Verfilzen, kein Verkleben… und selbst wenn, dann ist es mit einfachem Bürsten getan. Unterschätzt werden darf jedoch nicht, dass Kurzhaarcollies in Zeiten des Fellwechsels ganz schön haaren. Auch hier hilft regelmäßiges Bürsten (und Staubsaugen).
Ist der Kurzhaarcollie eine gesunde Rasse?
Grundsätzlich ja. Er blieb verschont von Zuchteingriffen, die bloß der Ästhetik dienten oder Wesensänderungen herbeiführen sollten. Wie viele Collierassen leiden aber auch Kurzhaarcollies unter genetisch bedingten Erkrankungen, die jedoch durch sorgfältige und kontrollierte Zucht hintan gehalten werden.
- CEA: Collie Eye Anomaly
- MDR1: Multi Drug Resistence
- PRA: Progressive Retinaatrophie
- HD / ED: Hüftgelenksdysplasie / Ellbogengelenksdysplasie
- DM: Degenerative Myelopathie
Wenn man bei der Anschaffung eines Collies auf einen bedachten Züchter setzt, wird man mit derartigen Erkrankungen keine Probleme haben. Mit der richtigen Auswahl der Zuchttiere sind diese nämlich sogar ausschließbar. Selbstverständlich sind Krebs, Unfälle oder andere – nicht genetisch bedingte – Erkrankungen wie bei allen Lebewesen nicht vorherseh- oder beeinflussbar. Die Lebenserwartung liegt bei einem gesunden Kurzhaarcollie bei 12 bis 14 Jahren.
Die Farben des Kurzhaarcollies und das Thema (blue) merle
Den Kurzhaarcollie gibt es wie den Langhaarcollie in drei Farbschlägen (nach FCI Vorgaben):
Sable (zobel) – also braun, und zwar in allen möglichen Farbtönen, von hell bis dunkel (dark sable) ist alles erlaubt.
Tricolor – also braun, weiß und schwarz, wobei die braunen Abzeichen (tan Farbe) an den Beinen und am Kopf zu finden sind.
Blue merle – tatsächlich ein Gendefekt, der das Schwarz im Tricolor-Collie aufhellt und es so silber oder grau erscheinen lässt.
Allen gemeinsam sind die weißen Abzeichen, also eine weiße Halskrause, weiße Vorderpfoten und eine weiße Schwanzspitze. Früher gab es auch völlig schwarze Collies; mangels Beliebtheit wird er nicht mehr gezüchtet bzw. in Zuchtstandards nicht mehr geführt und ist daher kaum zu finden ist.
In Amerikanischen Zuchtlinien und Zuchtverbänden findet man überdies weiße Collies (mit tricolor oder sable oder blue-merle Abzeichen im Fell) und auch sable-merle Collies (sable Collie x blue-merle Collie). Es gibt zahlreiche Abhandlungen und Werke, Berichte und Beiträge im Internet wie in Hundezeitungen betreffend die Merle-Farbe. Während man bei Border Collies oder Australian Shepherds auch red-merle Hunde findet, ist beim Kurzhaarcollie im Zuchtstandard der FCI nur blue-merle erlaubt und sable-merle verboten. Und das hat seinen Grund. Ohne zu tief in die genetischen Grundlagen eintauchen zu wollen, eines vorweg: man ist sich – so scheint die Literatur jedenfalls – einig, dass nach Verpaarung zweier Hunde, welche das Merle-Gene (mm oder MM) in sich tragen, die zur Welt kommenden Welpen häufig unter schweren, auch zum (frühen) Tod führenden Krankheiten und Behinderungen leiden, weshalb die Verpaarung von zwei Merle-Gen tragenden Hunden verboten ist und als Qualzucht gilt. Man findet jedoch immer wieder Deckanzeigen mit den Eltern blue merle x sable und es steht nun im Raum, ob dies nicht hinterfragenswürdig ist.
Bei einem blue-merle Kurzhaarcollie ist offensichtlich, dass er Träger des Merle-Gens ist, sein Fell ist silbrig-grau. Nicht jedoch bei einem Sable-Merle Collie! Und eben das ist das Problem. Das Merle-Gene tritt dem Sable-Gen zurück und ist – zumindest im Erwachsenenalter des Hundes – kaum bis gar nicht mehr erkennbar, was die Gefahr einer Verpaarung zweier Merle-Gen tragenden Hunde massiv erhöht. Daher sollte man bei der Verpaarung eines blue-merle Kurzhaarcollies und eines sable Kurzhaarcollies schon etwas genauer auf die Genetik blicken, wenn man dies – jedenfalls außerhalb des Zuchtstandards der FCI – überhaupt riskieren möchte.
Fremde und andere Tiere
Kurzhaarcollies melden Fremde, sind ihnen gegenüber jedoch niemals aggressiv. Derartiges Verhalten ist unerwünscht. Sie sind misstrauisch, bleiben jedoch stets höflich. Überschwengliche Streichelversuche sollte man dennoch unterlassen und dem Kurzhaarcollie Zeit zum Kennenlernen geben. Wird man Freund eines Kurzhaarcollies, sind überschwengliche Begrüßungsrituale ohnehin von ihm ausgehend. Anderen Tiere begegnet der Kurzhaarcollie freundlich, häufig mit dem rassetypischen Hütetrieb. Er ist problemlos in Mehrhundenhaushalten und mit anderen Haustieren zu halten.
Der Kurzhaarcollie als Familien- oder Anfängerhund?
Ja! Definitiv! Kurzhaarcollies sind liebend gern Teil einer Familie, gerne mit Kindern. Sie lieben es, für Kinder den Clown zu spielen und sich mit ihnen am Boden zu wälzen. Dabei sind sie auffallend vorsichtig im Umgang mit Kindern. Sie sind anpassungsfähig an ein Leben in Großfamilien, mit Singles, sie sind hervorragende Sportbegleiter und können bei ausreichender – vor allem geistiger – Beschäftigung auch in Wohnungen gehalten werden. Dabei soll nicht unerwähnt bleiben, dass Kurzhaarcollies – wie fast alle Collierassen – gerne bellen oder aber eben bloß laut kommunizieren. Sie liegen nicht still in der Ecke, sondern beteiligen sich meist mit (durchaus erheiternden) Lauten an Umgebungsgeschehen – das möge bei einer Wohnungshaltung berücksichtigt werden.
Sie eignen sich aufgrund ihrer Intelligenz und Feinfühligkeit hervorragend als Anfängerhunde, weil sie Erziehungsfehler gerne verzeihen und auch selbst wissen, wann sie sich zu benehmen haben. Sie lernen schnell und sind dabei leicht zu motivieren.